2020-01-28 Abend (Projekte|Praxis Deckungsgleichheit als Optimierungsaufgabe)
Pathos ist ein vollwertiges (und kostenloses!) Roguelike für (nicht nur) das iPhone. Groß-art-ig.
Heute wieder einmal gemerkt, wie schwierig die Dinge hier im "Ausland" sein können. Social Security Nightmare. Haste die Steuern geklärt, beißen dir die Sozialabgaben in den Arsch. Es ist jetzt so halb gelöst. Ich hoffe halb ist für den Moment genug… Denn die Bearbeitungszeit des Falls soll bis zu 3 Monate betragen. Kann hier nicht in die Details gehen. Aber ja: Damit kann man auch im Prinzip einen ganzen Tag verbringen.
Einen ganzen?! Nicht ganz! Dafür nachmittags regelrecht "Deep Work" betrieben und sämtliche Projekte die da in OmniFocus für meine Arbeit existierten dahingehend befragt, ob diese Projekte überhaupt noch einen Sinn haben, bzw. genauer: Ob das was die dortigen Projekte und die von ihnen enthaltenen Tasks bedeuten, sich auch noch genug mit dem deckt, was im Augenblick wichtig ist. Denn irgendwie entspricht das Projekt "Ticket 123 - Schnittstelle A->B definieren" zwar schon der Finalisierung des nach einiger Zeit entstandenden Dokuments, in dem die verabschiedete Festlegung der Felder der Ressource festgehalten wird, aber genau genommen deckt sich die ursprüngliche Formulierung nicht mehr mit dem was an dem Projekt wichtig war. Und so ist es häufiger. Man kann zwar auch Wege finden - je weiter man von eienr Detailansicht in eine Vogelpersepektive wechselt "stabile" Projekte zu finden. Diese sind dann aber so weit entfernt von der eigenen Arbeitswirklichkeit - ich denke jedenfalls, wenn ich über das o. g. Dokument nachdenke nicht über die Erledigung dieser Aufgabe als die Umsetzung der Softwareeinführung nach - klar, es ist ein Schritt auf dem Weg, aber es wäre doch zu ungenau es so zu fassen. Dementsprechend ist ein laufendes "Reframing" oder erneute zur-Deckung-bringen der semantischen Anker mit den eigene Aufgaben überaus gewinnbringend.
Evernote als Zettelkasten
(For a shorter summary in English, see: Evernote as a Zettelkasten)
Ich bin seit Jahren also wieder zurück bei Evernote. Auch dort (wie hier im Blog) ist es irgendwie ein Mengengelage aus Ansprüchen an die Form und notwendigen Einschränken aufgrund der zur Verfügung stehennden Ressourcen (Zeit, Konzentration, technische Plattform, etc.).
Aber im Prinzip funktioniert es im Augenblick so:
Notizbücher
Übernommen von hier habe ich die ersten drei Notizbücher:
- !_Inbox
- 1_Inspiration (für mehr oder weniger eigene Gedanken)
- 2_Referenzen (für mehr oder weniger fremde Iritationen)
Der Trick hier ist, dass die Unterscheidung zwischen eigenem und fremdem so leicht getroffen werden kann (auch wenn sicherlich eine unerhebliche Menge an Entscheidungen darüber falsch getroffen werden: das ist in Ordnung. Nur leicht muss es sein zu einer Entscheidung zu kommen, alles andere kommt später.) Das sorgt dafür, dass die Inbox eigentlich immer leer ist. So soll es sein.
Schließlich gibt es noch ein weiteres Notizbuch:
Dieses enthält "gereifte Notizen", die wenigstens zweimal angefasst worden sind, im richtigen Format vorliegen, usw. Ziel ist hier übrigens nicht, dass jede Notiz im ZKN landen muss. Schön wäre das schon, aber es ist nicht wichtig genug, um dadurch die Erfassung von Neuem zu blockieren - so die Ausrichtung.
Daran anschließend gibt es eine Reihe von Notizbüchern, die entweder Projekt-Spezifisch oder Themengebietsspezifisch aufgebaut sind und zumeist aus historischen Gründe existieren. Eine Auswahl:
- Arbeit
- Bürokratie
- Notizensystem
- Rezepte
- usw.
Diese sollen irgendwann mehr oder weniger alle in Prozessnotizbücher (siehe oben, !_Inbox, usw.) und temporäre Projektnotizbücher ("Reise nach Oulu" z. B.) aufgehen. Hat aber alles keine Eile.
Tags
Es gibt derzeit zwei verschiedene Tag-Systeme:
1. die hierarchische Projektliste
Eine große baumartige Struktur, in der jedes Ding (wenigstens) einen Platz hat. Beispiel:
00-meta.01-setup.03-reading-writing.00-notizen.02-evernote
Da Tags sich in Evernote in beliebiger Tiefe verzweigen lassen, ist jedes Teilsegment (d. h. 00-meta und 01-setup) jeweils ein eigenes Stichwort, welches hierarchisch ineinander verschachtelt ist. Da aber aus technischen Gründen Evernote nur das Tag selbst, nicht aber die sie enthaltenden Eltern- und Großelterntags anzeigt, wird die gesamte Hierachie bis zum jetzigen Stichwort immer mitgeschrieben, d. h. obiges Beispiel sieht praktisch so aus:
- 00-meta
- 00-meta.01-setup
- 00-meta.01-setup.03-reading-writing
- 00-meta.01-setup.03-reading-writing.00-notizen
- 00-meta.01-setup.03-reading-writing.00-notizen.02-evernote
Das schöne an dieser Hierarchie ist, dass ich sie mit minimalen Anpassungen auf allen Ebenen verwenden kann: In Gmail (Labels), in OmniFocus (Tags), im Filesystem (mit Slash statt Punkt).
Zugegebenermaßen erzeugt die Verwaltung einer solchen riesigen Struktur auch einen gewissen Mehraufwand (ich halte in Evernote eine Notiz mit dem geltenden Stichwort-Baum vor und zusätzlich ein Changelog, um eine Historie dazu zu haben) aber die dadurch gewonnene Konsistenz macht das im Alltag doch wieder lohnenswert. Zumal nicht jede Notiz immer getaggt wird, sondern auch hier wird nur das verschlagwortet, wo man gerade zu kommt.
2. Nicht-hierarchische Tags
Zu diesem Tag-System habe ich derzeit noch ein versehentlich durch den Import eines öffentlichen Evernote-Zettelkastens, über den ich sonst nichts weiß, außer, dass er existiert eine weitere nicht-hierarchische Tag-Struktur gewonnen.
Diese sollte irgendwann mal in der hierarchischen Tag-Sturktur aufgehen. Eine Auswahl der dort zur Verfügung stehenden Tags:
- angst
- Aporie
- Big Data
- Erkenntnistheorie
- Gedanke
- sinnkopplung
- wissen
Warum hier einige Begriffe groß und andere klein geschrieben worden sind, weiß ich nicht.
Notizen/Zettel
Notizen haben im Prinzip immer denselben Aufbau:
Titel
.
(Quelle: )
- Zurück:
- Weiter:
- Querverweise:
Dieser Aufbau ist als template in Evernote hinterlegt und ist damit schnell zugänglich. Dieses Layout gibt aus meiner Sicht genügend Struktur vor, um Zettel miteinander in Baumartiger Weise zu verlinken. Dort wo der Punkt steht, schreibt man den entsprechend atomaren Gedanken hin, verlinkt wenn nötig inline auf andere Zettel und ergänzt, wo nötig/sinnvoll/nützlich Vorgängerzettel, Folgezettel und Querverweise. Über die entsprechende "copy note Link"-Funktionalität lassen sich auf diese Weise relativ schnell (jedenfalls schnell genug) Netze aus Zetteln erstellen.
Prinzipien des Arbeitens
Neue Suchstrategie
Hat man einen solchen Zettelkasten, dann ist es notwendig, dass man seine Internet-Suchstrategie dahingehend abändert, dass man zunächst im Zettelkasten nach Antworten sucht und nicht im WWW. Der Grund dafür ist, dass man sonst nicht weiß, was der Kasten bereits enthält und was er vielleicht auch nicht enthält oder was er noch nicht enthält, aber vielleicht einen Ort hat, wo man aber etwas Fehlendes Anschließen könnte. Dementsprechend ist der neue Suchalgroithmus für ein auftauchendes Problem:
- Habe ich dazu was im Zettelkasten geschrieben?
- Wenn Ja:
- entsprechendere Folgezettel sind zu erstellen um so die Reichweite des ZKN zu verlängern.
- Wenn Nein:
- (z. B.) Internetsuche bemühen und wenn eine Antwort gefunden worden ist, dann wird diese in einen Zettel überführt.
Atomare Notizen
Eine Notiz sollte nach Möglichkeit atomar sein, d. h. sie sollte einen Gedanken fassen nur eine Sache tun. Erklärt wird das Vorgehen z. B. hier:
The underlying principle I’d call the principle of atomicity: put things which belong together in a Zettel, but try to separate concerns from one another.[2] For example, I might collect a list of assumptions in one Zettel which serves as an overview. like hard determinism. A related argument and its conclusion will be kept in another Zettel. Moral responsibility under hard determinism is a good example. I can re-use the arguments without buying into the assumptions because the arguments are of sufficiently general form. Atomicity fosters re-use which in turn multiplies the amount of connections in the network of Zettels.
Und die dazugehörige Fußnote 2:
If you’re a programmer, separation of concerns should ring a familiar bell. I deal with notes in a fashion similar to complex code. Instead of writing classes, I create new note files. Accordingly, patterns emerge: there are argumentative notes; there are notes with term definitions; there are sparks and ideas. Each Zettel pattern fulfils a different purpose.
In meinen Worten: Wiedervwendbarkeit sollte beim Output, Beschränkung der "Funktionalität" (Outline, Beispiel, Definition, …) beim Input der Leitfaden für das Erstellen von Notizen sein. Dadurch, dass sich diese atomaren Notizen ja wiederum miteinander Verlinken lassen, gewinnt man ein unglaubliches Maß an Verzweigbarkeit seiner Notizen.
Keine Perfektion anstreben, nirgends
Vollständigkeit, der Form entsprechend, Einheitlichkeit, Abgeschlossenheit, usw.: Man muss Zettel nicht schon beim ersten Versuch perfekt erstellen. Im Gegenteil: Ein allmähliches Überarbeiten, dort wo es gerade tatsächlich notwendig ist, ist ein Garant für die Langlebigkeit der eigenen Verzettlungspraxis.
Eine gute Formulierung dafür findet sich hier:
It can be tempting to spend a lot of time to create highly structured, perfectionistic notes. The problem is, you often have no idea which sources will end up being valuable until much later. Instead of investing a lot of effort upfront, organize your notes opportunistically, in small bits over time
Your rule of thumb should be: add value to a note every time you touch it. This could include adding an informative title the first time you come across a note, highlighting the most important points the next time you see it, and adding a link to a related note sometime later. By spreading out the heavy work of organizing your notes over time, you not only save time and effort, but ensure that the most frequently used (and thus most valuable) notes surface organically, like a ski slope where the most popular routes naturally end up with deeper grooves.
Ende
Es gäbe natürlich noch unheimlich viel mehr zum Thema zu sagen, aber mit diesen "Zutaten" und den verlinkten Quellen lässt sich verhältnismäßig einfach ein eigener Zettelkasten einrichten, wenn man genug Eigeninitiative hat. Gesagt habe ich nichts über ergebnisorientiertes Schreiben, d. h. wie man Notizen aus einem Zettelkasten in einen zusammenhängenden Text verwandelt. Auch nicht darüber, wie sich ein Zettelkasten zu einem Task-Management-System verhält. Aber das kann ja ein anderes Mal Thema sein.
2020-01-25 Nachmittag (Und los)
Ein neuer Start. Und schon das erste Problem. Format. Gesagt hatte ich mir: Reibungsloses Bloggen. Beiträge müssen im Prinzip einfach rausfließen können. Am einfachsten ist es, wenn man daher einfach Journal-Bloggen betreibt:
YYYY-MM-DD Tageszeit (evtl. Thema)
…Signifikantes, ungeordnet, seit letztes Mal
Aber gleichzeitig macht es das Blog auch schlechter durchsuchbar. Eine Schwierigkeit. Weiteres Problem: Wie mit Beiträgen umgehen: Wenn sie Journaleinträge sind, dann wären Updates in den Posts eher unerwünscht, weil man ja versucht, die Änderung über die Zeit sichtbar zu machen. Aber Verlinkungen der Einträge untereinander und Versionierung derselben zum Zwecke der Erhöhung der Brauchbarkeit für sich bzw. zur Rekontextualisierung ist durchaus auch Gewünscht. Eventuell muss man es mischen. Es entstehen lassen.
Länge. Auch das ein Punkt. Ein einzelner Beitrag ist schneller lang geschrieben, als kurz. Aber kurze Beiträge neigen dazu belanglos irgendwas zu verlinken und vor sich hin zu blubbern. Aufgabe wäre: verdichten. Aber keine Ressourcen dafür. Muss man auf sich zukommen lassen.
Regelmäßigkeit. Soll es nicht geben. Jedenfalls nicht über Gebühr. Die Idee ist: Man verpflichtet sich zu einem Minimum an Beiträgen. Einmal in der Woche oder so. Aber auch das nicht so, dass man unter Druck gerät. Ich gehe einmal in der Woche schwimmen. Ich schwimme meine Zeit ab und dann gehe ich wieder nach Hause. Vielleicht schwimme ich irgendwann mal zweimal. Vielleicht lasse ich auch mal ne Woche aus, weil es mir nicht gut geht. Das reicht.
Also. Ich verlasse mich auf die Zugkraft des Bloggens selbst, lasse mich treiben. Schreibe einfach mal was hin. Ich k(e/a)nn das ja.