No niin.
Mittwoch, 11. März 2020

2020-03-09 Abend (Notizenqualität)

Ein Unterschied der einen Unterschied macht. Aber auch das Ausbleiben der Information kann in Information umschlagen. Das wäre vielleicht genaues beobachten?

Dass Zettelkästen eventuell eine Renaissance durchmachen, ist interessant. Interessanter ist noch, dass es gefühlt mehr englischsprachige Artikulationen sind, die den Zettelkasten aufgreifen. Könnte auch sein, dass ich mir was einbilde, aber es liegt so oder so auf der Hand, dass eine so klar auszubuchstabierende Methode mit so klaren Vorzügen - gerade im digitalen Raum - irgendwann an Traktion gewinnen muss.

Anschließend an meinen Post wie ich Evernote als Zettelkasten benutze, gab es eine weitläufige Diskussion im Forum von zettelkasten.de.

Größtes Highlight für mich:

  • es wird grundsätzlich in Frage gestellt, ob ein iteratives Vorgehen überhaupt Vorzüge hat ("add value any time you touch a note")

Kann nicht sagen, dass ich dem zustimme, zumal das Argument ist: "Wenn man keine hochqualitativen Zettel von Anfang an schreibt, dann kann das Endergebnis nicht gut sein." Das glaube ich gerade nicht. Die Medientechnik des Entwurfs ist nicht obsolet, nur weil man einen einzelnen Gedanken je Notiz zu fassen sucht.

Am Ende ist meine Herangehensweise auch nicht widerlegt worden. Aber interessant ist schon, wie die Diskussion sich auf meine eigene Notizenproduktion ausgewirkt hat. Nämlich habe ich noch einmal etwas gründlicher die Prinzipien eines klassischen Zettelkastens studiert und habe folgendes dabei festgestellt: Die klassischen "Ideenzettel" (also solche, die lediglich einen interessanten Gedanken fassen), sind lediglich eine Untermenge des Zettelkastens. Auch die dazugehörigen Themenzettel (für Outlines o. Ä.) und Verbindungszettel (für die Erklärung von Verbindungen zwischen wenig Offensichtlichem), usw. meine ich damit nicht, as gehört zum Instrumentarium der abstrakten Rekombinationsmaschine.

Aber als angestellter Programmierer dient mir der Zettelkasten auch als Wissenrepositorium und Arbeitswerkezug. Neben kurzen HowTo's und Checklisten, enthält der Zettelkasten auch Code-Beispiele, Arbeitsjournaleinträge (Was habe ich heute getan?), Meeting-Notizen, usw. All diesen Schnipseln ist gemein, dass sie einerseits nicht die ideelle Schärfe einer auf einen Punkt runtergefeilten Idee erreichen. Sie sind häufig länger. Sie erschließen sich häufig nicht selbstständig. Sie mögen sehr viel mehr zusammenkopiert sein, als man das für gewöhnlich in Zettelkästen fordert. Und doch ist dieser Zettelkastenschrott nicht egal, im Gegenteil. Nicht selten kann dieses Material - und zu diesem Material kommt dann noch das was ich in meiner Freizeit ansammle zu besseren Dingen veredelt werden, im Sinne einer Steigerung einer Qualität an einem Ding, stärker "verzettelt" werden. Man könnte auch sagen, "stärker Systematisiert".

Jedenfalls sind diese Schrottbezirke Netzfundstücken oder Buchlektüren nicht unähnlich, ähnlicher noch sind diese Notizen aber Unterstreichungen, Bookmarks oder RSS-Feeds und zwar in dem Sinne, dass sie als Technik der Weltkomplexitätsverringerung eine Vorauswahl an möglicherweise Interessantem (oder interessant Gewesenem) angesehen werden können:

References, highlights, pinboard, RSS; all these are outside of the Zettelkasten system but could be considered a part of the outside with reduced complexity for the Zettelkasten compared to the internet as a whole or for that matter the world outside of it.(Quelle: Living With A Zettelkasten)

Umgekehrt ist aber die Verbesserung der Qualität der eigenen Notizen in dieser Hinsicht sicher ebenfalls eine Aufgabe, nämlich: Die Erhöhung der Komplexität dessen was genuin Teil des Notizensystems ist. Und das wiederum kann ebenso graduell auch mit Notizen passieren, die keine Ideen, Konzepte oder im eigentlichen Sinne zu remixende Wissensstrukturen sind. So habe ich etwa festgestellt, dass etwas mehr Liebe beim Festhalten der Recherchen zu einer mir immer noch neuen Programmiersprache (PHP), oder der vielen kleinen HowTo's wie unsere Infrastruktur zu verwenden ist, die Serendipität des Systems erhöht.

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