D-Prime - Deutsch ohne das Verb "sein"
E-Prime lautet der Name einer Version der englischen Sprache, die es verbietet, das Verb "(to) be" zu verwenden, da dieses Verb zu viele sich überlagernde Funktionen in der Sprache übernimmt. Vermeidet man dieses Verb, dann verbessert sich dadurch das eigene Schreiben, weil man spezifischer sein muss - jedenfalls was den eigenen Verbgebrauch betrifft.
Vielleicht lohnt sich eine deutsche Variante, in der man das Verb sein in all seinen Formen vermeidet? Jedenfalls experimentell?
E-Prime gehört zu den kontrollierten Sprachen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie eine natürliche Sprache auf bestimmte Art und Weise einschränken um dadurch z. B. die Verständlichkeit zu erhöhen. E-Prime entstammt dem Forschungsprogramm der General Semantics, die sich u. A. durch eine Kritik an allzu Objektivität-behauptenden Sätzen auszeichnet, für die man unter anderem eben auch das Verb sein/(to) be mitverantwortlich machen kann.
Der General Semantics-Bewegung ging es darum aufzuzeigen, dass vor der Artikulation eines Eregnisses in linguistischer Form noch Verarbeitungsebenen physiologischer und elektro-chemischer Form liegen. Das bedeutet, dass linguistische Äußerungen von (inneren oder äußeren) Ereignissen immer schon als vermittelt gedacht werden müssen. Die Behauptung, dass etwas so oder so sei, drückt also im besten Falle nur ungenau den Sachverhalt aus - wenn üerhaupt dann erscheint etwas als ob es so sei. General Semantics geriet ähnlich wie die Kybernetik in Vergessenheit. Einige der Ideen leben aber in anderen Forschungsprogrammen weiter.
Auch das Forschungsprogramm "General Semantics" erfand die Ideen rund um die Achtsamkeit der Vermitteltheit von Sprache nicht. Der Anspruch allerdings durch das Beachten der Vermittelheit von Sprache sogar therapeutische Wirksamkeit zu erzielen hingegen, entsprang vielleicht tatsächlich nur diesem Forschungsprogramm.
Warum nun also dasselbe auch im Deutschen versuchen? Es zeigt einem, wie man allzu oft automatisch einem ungerechtfertigt objektiven Sprachgebrauch verfällt. Auf das Verb sein für immer zu verzichten scheint hingegen nicht sonderlich sinnvoll - aber ab und an einen Blogbeitrag in D-Prime zu verfassen legt die eigenen sprachlichen Automatismen frei.