No niin.

Inkrementelle Formalisierung und Links n-ter Ordnung

Nur zwei kleine Punkte am Rande (ich komme weder zum Lesen noch zum Schreiben derzeit, da ich mich inmitten des Umzugs von Evernonte nach DT/Markdown befinde):

Links n-ter Ordnung

Mehr und mehr aktuelle Tools bieten eine grafische Darstellung des eigenen Notizennetzwerks an. So z. B. die Markdown-IDE Obsidian:

Man kann sich an der Ästhetik dieser Grafen erfreuen, wie man sich an Landkarten auch ob ihrer Schönheit erfreuen kann. Man kann sich allerdings auch fragen, was einem eine solche Darstellung bringt.

Mit Links zu arbeiten, während man Literatur oder sonstwas verzettelt, sollte so einfach wie möglich sein:

  • Links anlegen sollte keine großen Kontextwechsel notwendig machen
  • Backlinks finden (und anlegen) sollte keine (große) Arbeit für den User sein
  • Verwandte Zettel sollten einfach auffindbar sein

Gerade der letzte Punkt wird durch einen Wissensgrafen wie von Obsidian angeboten vereinfacht, bzw. noch einmal auf andere Weise möglich: Denn mit dem Grafen lassen sich Links n-ter Ordnung, d. h. Links von Links (von Links…) aufspüren. Nicht selten sind auch solche Zettel, die über einen Link 2. oder 3. Ordnung verbunden sind hilfreicher Kontext und manchmal sogar direkt verlinkbar - oder passt noch ein weiterer Zettel dazwischen.

Inkrementelle Formalisierung

Ist der Fachbegriff für die Praxis der Aufarbeitung von Wissen als Wissensstrukturen: Man arbeitet Schritt für Schritt an der Abstraktion und Artikulation dessen was man glaubt verstanden zu haben, editiert, schreibt um, teilt auf, verlinkt, usw.

Wie in meinem Artikel Evernote als Zettelkasten ausgedrückt: "Man muss Zettel nicht schon beim ersten Versuch perfekt erstellen."

Ein interessanter Blogpost zum Thema ist dieser von Taming Complexity. Darin geht es unter anderem auch um die Schwierigkeit, dass man beim inkrementellen Arbeiten an seinen Notizen in eine Art Selbstzufriedenheitsplateau stranden kann:

The first step in formalization is creating, finding and organizing notes (usually in the form of natural language) in fragments of manageable scope [of meaning] and size. That’s just unavoidable, I believe, because meaningful communications arrive (almost invariably) in the form of unstructured information. Words are natural … and almost irresistible. But organizing words — even nicely “chunked” texts — may also be the part of formalization that is the most frustratingly unproductive. However, sometimes the seductiveness of nicely organized and chunked natural language — creating something that is “good enough” some of the time — actually prevents you from moving forward to meaning.

Ein sehr wichtiger Punkt, den ich gern gleichzeitig so stehen lassen und abschwächen will. Die Abschwächung: Nicht alle Informationen müssen von jedem zu Wissen umgearbeitet werden. Manchmal reicht es in der Tat die eigenen Notizen in einem verarbeitbaren Zustand vorzuhalten - aber nicht in jedem Fall lohnt sich die Aufarbeitung für jeden. Alles kann potenziell interessant sein, aber nicht alles sollte tatsächlich interessant werden. Entsprechend sollte die "absolute" Formalisierung der eigenen Notizen nicht zum Qualitätsmerkmal in jedem Falle werden, sondern es sollte im Hinblick auf das eigene Interesse hin bewertet werden.

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