Soziale Medien: Ad-Hoc-Kollaborativ-Zettelkästen
Kaum zusammenhängende Gedanken, aber dann eben doch.
Was ist eine Theorie anderes als ein Aussagensystem? Muss eine Theorie ausschließlich von einem Autor erstellt worden sein? Muss eine Theorie intentional von einem Theorieproduktionssystem erstellt worden sein? Lassen sich Gespräche oder wenigstens Großteile von Gesprächen nicht auch als Aussagensysteme fassen? Kann das Gespräch nicht auch durch soziale Medien vermittelt stattfinden?
Diese Fragen geben in etwa einen Gedanken wieder, zu dem ich vor Jahren mal einen Blogbeitrag verfasst hatte. Diese ad-hoc Theoriebildung, die beim Austausch mit anderen entsteht, ist gerade durch die Benutzung von sozialen Medien nicht nur haltbar, sondern überhaupt sichtbar gemacht worden.
Für den Aufbau eines Software-Zettelkastens braucht es nicht sehr viel:
- unbeschränkte Verzweigbarkeit
- Es braucht die Möglichkeit der Verlinkung (und damit implizit oder explizit festgelegte unique IDs/Permalinks)
Der Rest ist dann mit mehr oder weniger händischem Aufwand verbunden. Ein Zettelkasten ist eine Art Supertheoriegenerator, also auch irgendwie: ein komplexes Aussagensystem.
Zettelkästen lassen sich auch in sozialen Medien verwirklichen (vgl. z. B. diesen Zettelkasten in einem Forum). Wer sagt denn, dass es nur mit einem einzigen intentionalen Autor gehen kann?
Die Sichtweise der sozialen Medien als Ad-Hoc-Kollaborativ-Zettelkästen und dann in den nächsten Schritten als zentrales Organ einer sozialen Organisation als - "Zettelkastensubsysteme" - vereint auf interessante Weise Medien- mit Gesellschaftsforschung.
Gesellschaft als embodied Text.